Die Bedürfnisse unserer Ärztinnen müssen im Gesundheitssystem ernst genommen werden. Mit einem Blick auf die Zahlen und persönlichen Geschichten wird deutlich, dass strukturelle Veränderungen notwendig sind. Flexiblere Arbeitszeiten, Teilzeitangebote, Job-Sharing und verbesserte Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind einige der Maßnahmen, die nicht nur die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen verbessern, sondern auch eine stärkere Bindung und Zufriedenheit im Gesundheitswesen fördern können. Die Zeit für eine respektvolle und unterstützende Arbeitskultur ist gekommen.
Die Zahlen lügen nicht: 70% der Medizinabsolventen in Deutschland sind seit Jahren Frauen und sie stellen berechtigterweise besondere Anforderungen an ihren Arbeitsplatz. Diese Entwicklung muss nicht nur erkannt, sondern als essenziell für die zukünftige Ausrichtung von Kliniken und Praxen betrachtet werden. Ich verstehe es nicht, warum beim weitem nicht überall und nur sehr langsam gehandelt wird, obwohl das Thema allgegenwärtig bekannt ist.
Aus dem Gespräch mit einem ärztlichen Direktor: "Naumann, ich habe selbst 3 Töchter. Alle drei sind Ärztinnen. Keine von ihnen geht arbeiten, weil ihre Kinder zu klein sind bzw. sie keine passende Möglichkeit finden. Eine von ihnen hat so dermaßen die Nase voll, dass sie ernsthaft darüber nachdenkt, gar nicht mehr als Ärztin zu arbeiten." Das ist ein Versagen unseres Systems, angefangen bei Numerus clausus an den Hochschulen bis hin zu den Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern.
Ärztinnen von heute suchen nach attraktiven Arbeitgebern, die ihre Bedürfnisse verstehen und gute Arbeitsbedingungen schaffen. Sie wünschen sich eine Kultur, in der die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf nicht nur ein leeres Versprechen im Vorstellungsgespräch ist, sondern gelebte Realität.
Dies bedeutet, dass unsere Arbeitskultur sich ändern muss. Die Zeiten, in denen der Arzt stets zu Verfügung stehen und jederzeit bereit sein musste, sind längst vorbei. Das soll endlich verstanden und respektiert werden.
Um diese Veränderungen herbeizuführen, sind strukturelle Anpassungen erforderlich. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die umgesetzt werden könnten:
1. Erhöhung des Angebots an Teilzeitstellen: Eine größere Auswahl an Teilzeitarbeitsplätzen kann Ärztinnen mehr Flexibilität bieten und ihnen helfen, ihre beruflichen und persönlichen Ziele besser zu vereinbaren.
2. Job-Sharing in Führungspositionen: Anstatt eine Leitende Oberärztin in Vollzeit zu beschäftigen, könnten zwei Ärztinnen die Aufgaben teilen. Dieses Modell bietet mehr Flexibilität und kann die Arbeitsbelastung reduzieren.
3. Kinderbetreuung vor Ort: Durch die Einrichtung von Betreuungseinrichtungen direkt im Krankenhaus wird das Leben für berufstätige Eltern erheblich erleichtert. Und ja, das kann auch selbsttragend sein, weil viele Ärzte bereit wären, sich an Kosten zu beteiligen. Es muss nur organisiert werden.
4. Selbstmanagement und flexible Arbeitszeitmodelle: Indem wir unseren Ärztinnen bzw. dem Team die Kontrolle über ihre Arbeitszeit überlassen und flexible Arbeitszeitmodelle fördern, können wir eine Kultur schaffen, die ihre Bedürfnisse respektiert und unterstützt.
Dadurch, dass wir diese Maßnahmen umsetzen, können wir nicht nur attraktivere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen schaffen, sondern auch zu einer stärkeren Bindung und Zufriedenheit unter den Mitarbeitern beitragen. Denn letztlich ist es ein wichtiges Ziel, die besten Bedingungen für all jene zu schaffen, die das Rückgrat unseres Gesundheitssystems bilden. Und in der heutigen Zeit sind das zunehmend die Ärztinnen.
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